Die Rumtreiber – Am anderen Ende der Welt


November 6, 2008

Der Winter wird gemieden, wir bleiben in „Da nie denn“: Folge 1 Dunedin, wo soll man nur hin?

Category: Tausche Van gegen Wohnung – Nils-&-Babs 7:30 am

Es ist soweit. Der Winter hat uns gefunden, obwohl wir dachten ihn auf dem Weg nach Neuseeland hinter Singapur abgehängt zu haben. Es ist Mai 2008 und die Rumtreiber sind auf der Suche nach einer Bleibe über die Wintermonate und einen geeigneten Platz zum arbeiten.

Der rote Baron schaut ganz traurig drein, als wir ihm von unseren Plänen erzählen, die nächsten Monate nicht in seinem geräumigen Innenraum zu verbringen. Aber er schweigt. Was soll er auch sagen, er ist ja ein Auto und kommuniziert meist nur über die Tankanzeige.

Warum Dunedin? Diese Frage haben wir uns auch gestellt, war es doch unser Plan gewesen, den Winter in Wellington zu verbringen. Großstadt, Wellywood, Te Papa und immer einer steife Brise locken in die Hauptstadt. Leider ist der Weg dahin recht lang und kostspielig, wenn man sich am Ende der Südinsel befindet. Außerdem haben wir ja längst nicht alles gesehen was wir uns vorgenommen hatten. In Te Anau beschließen wir unsere französischen Freunde aus Dundin zu besuchen, die wir von der Arbeit auf dem Weinberg kennen.

Wir eröffnen die erste deutsch-französische Kommune hier und verbringen die ersten zwei Wochen in der Wohnung von Alex, Julia und Gregoire. So langsam lernen wir die Stadt kennen und beschließen hier zu bleiben. Mildes Klima, viele Strände und Männer mit Dudelsäcken flüstern uns zu: „Bleibt doch da!“

Männer mit Dudelsäcken? Das kann doch nur eines bedeuten! Richtig geraten, wir befinden uns in einer schottischen Enklave am anderen Ende der Welt. Hätten wir mal lieber im Reiseführer gelesen. Dann hätten wir wohl gewusst das Dunedin ein anderes Wort für Edinburgh ist. Gälisch war aber leider noch nie so unsere Stärke. Es ist Absolvententag und die halbe Stadt ist auf den Beinen.

Die Otaga University feiert

Da dudeln sie die Säcke!

Alle Mädels und Jungs sind prachtvoll gekleidet und ziehen gemeinsam feierlich durch die Stadt. Ich komme nicht umhin dabei an meinen Absolvententag zu denken … Karohemden und Jeans der Maschinenbau und Informatiker-Kommilitonen, dazu feierliche Musik der lokalen Musikschule, die schroffen Damen vom Prüfungsamt sind auch da und in gutbürgerlicher Mensaatmosphäre gab es dann Diplome, Blumen und ein Glas Sekt. Alles in allem also fast genauso wie auch hier in Neuseeland.

Junge Mode

Die Loveparade auf Welttournee

Irgendwie hat es die Stadt Dunedin außerdem geschafft, die Loveparade zu einem Gastspiel hierher zu bewegen. Seid Berlin nicht mehr so recht will geht man eben dahin wo es noch genügend Feierfreudige und unberührte Stadtparks gibt. Schaut man sich folgendes Bild einmal genauer an sieht man außerdem links unten den von New Zealands Next Topmodel eingebauten Editorial Shot. Der Junge Mann in der Mitte zeigt, dass auch ein Lächeln mit allen Zähnen nicht aufgesetzt wirken muss.

Ein Stilleben für Poser

Alex und Julia wollen Neuseeland bald in Richtung Heimat verlassen. Das bedeutet für uns leider, dass wir nicht unbegrenzt lang zusammen wohnen können. Auf also zur Wohnungssuche. Bevor allerdings gesucht wird, gibt es Grund zum Feiern. Alex hat Geburtstag. Am Abend seiner Feier lernen wir eine Menge Studenten und anderer zwielichtiger Gestalten aus Dunedin kennen. Unter anderem die musikalische Untermalung des Abends. Jono und Band. Die Musik ist recht beschwingt alternativ und handelt von Afrika und seinen vielen Sorgen. Wir kommen mit Jono ins Gespräch und erfahren das seine WG noch Mitbewohner sucht. Nur 70 Dollar die Woche soll das Zimmer für uns beide kosten. Wir beschließen eine kurze Besichtigung der Wohnung.

Das Zimmer ist ganz nett und wir einigen uns darauf, uns auf ein Potluck zu treffen, damit uns alle anderen Mitbewohner auch einmal in Ruhe kennenlernen können. Ein Potluck ist ein Abend, an dem man sich trifft, feiert und jeder etwas anderes zu Essen und zu Trinken mitbringt. Alles was wir von der WG wissen ist, das außer Jono noch 3 andere dort wohnen. Eine Wohnung voller (Lebens-)Künstler und Veganer. Wir beschließen ein ordentliches Mussaka zu kochen. Hackfleisch mit Käse und Auberginen. Damit, wie Oma es ausgedrückt hätte, aus denen auch etwas ordentliches wird. Das Haus liegt im Norden von Dunedin. Gemütliche Gegend mit einer Hanglage wie am Weinberg. In der Wohnung treffen wir auf Jono, Elsbett sowie Mitbewohnerin 3 und Mitbewohner 4. Von MiBeWo 3 und 4 fallen uns leider die Namen nicht mehr ein. Jono schlägt sich so durchs Leben und macht meistens Musik mit seiner Band. Wenn er keine Musik macht stellt er die Welt in Frage und geht laufen. Dadurch, sagt er mir, erreicht er den Urzustand des Menschen mit all seinen animalischen Wurzeln. Das verstehe ich zwar nicht wirklich, aber immerhin finde ich es gut das er sich bewegen tut. Ist ja nichts schlechtes. Elsbett ist meine Favoritin, wenn es um die WG geht. Als ich sie erblicke trägt sie ein klassisches Outfit aus, wie mir scheint, unverarbeiteter Schurwolle mit einem Großmütterchenkopftuch und kocht. Elsbett ist ebenfalls Künstlerin und studiert noch. MiBeWo 3 arbeitet künstlerisch mit behinderten Kindern. MiBeWo 4 ist, wie man nun bereits vermuten könnte, ebenfalls Künstler und malt mit Vorliebe Comicfiguren deren Extremitäten neben dem Körper liegen. Außerdem liefert er sich mit imaginären Straßen-Gangs einen Wettstreit, indem er versucht Symbole einer ebenso fiktiven Gruppe zu verbreiten.

Babs und ich einigen uns, dass wir nicht gleich wieder gehen, sondern der Bande eine Chance geben. Immerhin sind wir ja hier alle tolerant und „easy-going“. Oder vielleicht auch nicht … Wir werden interviewt zu Weltanschauung, Interessen, Vorlieben und bevorzugten Duschzeiten. Hmmm Ok. Außerdem kauft man wöchentlich zusammen ein und jeden Abend kocht jemand anderes das Abendessen. Schöne Idee, wenn da nicht die Liste wäre. Ja genau, die Liste. Auf ihr stehen Dinge die auf keinen Fall in der WG gegessen bzw. getrunken werden. Dazu zählen Nachtschattengewächse, Gewürze (z.B. Salz), bla bla bla. Im Grunde genommen repräsentiert dieser Zettel den durchschnittlichen Einkaufszettel während meiner Studienzeit. „Mit was würzt ihr denn?“ Mit Dingen wie Keltischem Salz und Hefeextrakten natürlich! Das leuchtet ein. Ich überlege, ob ich als Ergänzung für die Zukunft Tibethanisches Walnußöl vorschlage …

Der weitere Abend verläuft recht nett. Wir essen, trinken und machen Musik mit Jono. Dabei spielt Babs auf einer Dose voll Reis und ich präsentiere meine berühmten Schnippsfinger. Alex und Thomas, unsere beiden Franzosen schnappen sich weitere Gitarren und spielen beinahe so wie Santana zu Bestzeiten. Am Ende des Abends werden Nummern ausgetauscht, man umarmt sich und verspricht sich die nächsten Tage zu melden. So richtig wohl ist uns nicht mit der Wohnung und dem Zimmer. Es beschleicht uns der Gedanke, nicht so recht hinein zu passen. Wir verbringen die nächsten Tage mit Wohnungssuche per Zeitung. Obwohl mir Jono kurz nach dem Abend per SMS bescheinigt, dass die „Vibrations“ stimmen und es kein freies Tibet ohne ein freies China geben wird, hören wir in den nächsten Tagen nichts.

Wir beschließen nicht in die WG zu ziehen und finden schließlich eine passende Wohnung, die wir flexibel kündigen können, in der Nähe des Stadtzentrums. Über eine Straße mit gefühlten 45° Steigung erreicht man das kürzlich renovierte Anwesen an der Heriot Row 34.

Heriot Row 34

Unsere Vermieterin heißt Sally. Sie ist ein waschechter Kiwi und besitzt einige Anwesen in Dunedin. Außerdem unterichtet sie Klassen in „Lifestyle“. Dort kann man lernen wie man Käse macht oder Häuser für eine Hochzeit dekoriert. Sally erzählt uns von den Bewohnern der anderen Apartments. Dabei scheint es, dass man entweder Doktor oder Regisseur sein muss um hier zu wohnen. Eine „kurze“ 2 stündige Tour zeigt uns obendrei auch die anderen freien Apartments mit „einigen kurzen“ Geschichten zu jeder. Z.B. das die Wände nur deshalb keine Tapete haben da dies dem französischen Stil entspreche indem die Wohnung dekoriert sei. Oder von dem Filmteam nebst Regisseur und dem Schauspieler Hugh Jackman die hier und auf dem Nachbaranwesen einige Wochen wegen Dreharbeiten hier wohnten. Ganz klar ihr Favourit, denn diese Geschichte wird ca. zehn mal wiederholt im Verlaufe unserer Zeit hier. Als sie erfährt das Babs einmal Vorhänge gemacht bzw. verkauft hat reden wir die Hälfte der Zeit über „curtains“. Ja, Vorhänge sind eine geeignetes Thema hier in Neuseeland. Werden doch damit die sonst völlig unisolierten Wohnungen vor Kälte bewahrt.

Wir teilen uns die Wohnung mit Pushpika, einem Arzt aus Sri Lanka sowie kurz nach unserem Einzug mit Nicholas aus La Reunion. Push arbeitet im örtlichen Krankenhaus und sucht nach einem geeigneten Haus für seine Familie, die in den nächsten Monaten aus Großbritannien nachreisen wird. Nic macht ein dreimonatiges Parktikum hier. Leider zur Winterzeit. Immerhin eine gute Gelegenheit herauszufinden, wie eine Wärmflasche funktioniert. Im folgenden Bild sieht man eine typische Tratschsituation auf dem Gang der Wohnung. Ja, auch Männer schnacken gern …

Drei Damen vom Grill: Pushpika, Nicholas und Nils

Im unteren Geschoss wohnt eine liebenswert ältere Frau in ihren 70gern die im Moment Botanik an der Uni in Dunedin studiert. Unser Zimmer bietet einen schönen Ausblick über die Stadt und vom Schreibtisch sieht man den roten Ahorn vor unserem Eingang.

Unser Zimmer

Der Herbst ist da

Ausblick zur Stadt

Dies ist es nun also. Unser neues Zuhause für die Monate Mai bis August. Ein Platz zum arbeiten, schlafen und den Winter vor der Tür zu lassen.

Ein Zuhause

Und da wir nun etwas mehr Platz hatten als im Van, konnten wir uns sogar über gelegentlichen Besuch freuen. Da brate ich doch gern einmal Nils‘ weltberühmten und von Babs heiß geliebten Pfannekuchen (pancakes). Allerdings weiß ich nicht, ob die kleinen Dinger jedem genau so gut schmecken …

Meister der Pfannekuchen

…oh nein, schon wieder “seine” Pfannekuchen!

In der nächsten Folge gibts etwas Stadt, Land, Fluß. Die Umgebung von Dunedin, die steilste Straße der Welt und wie ein Thüringer Bratwürstchen am anderen Ende der Welt aussieht. Wir verabschieden uns mit einer Impression aus waschechtem Franzosen, vor waschechter Wand im französischen Kiwi-Stil.

Wandstil: französisch, Junger Mann: Franzose, Babs: auch nicht schlecht …

Oktober 26, 2008

Von dicken Fischen und ’nem Van am Haken

Category: Southland – Nils-&-Babs 11:16 am

Pünktlich zur Herbst- / Wintersaison in Deutschland wollen wir uns heute solidarisch zeigen und einmal ein paar Bilder vom Winteranfang aus Neuseeland im Mai diesen Jahres präsentieren.

Vom Doubtful Sound aus führte die Straße uns direkt nach Te Anau. Wenn ich hier natürlich einem Neuseeländer sagen will, dass ich da jetzt hin fahren will, dann wird er mich einmal wieder nicht verstehen. In meiner deutschen Leichtigkeit würde ich die ganze Zeit quasi von „TEE AnAU“ reden während er sich fragt wo das wohl ist und ob es da womöglich schön sei. Damit ich das also nicht nochmal falsch ausspreche sei hier kurz erwähnt, wir fahren nach: „tie AAAAAHHnau“

In Te Anau angekommen gönnen wir uns gleich eine Vorstellung des Films „Ata Whenua – Shadowland“ im eigens dafür erbauten Kino. In schwäbischer Sparfuchsmanier nutzen wir dafür natürlich die uneigennützig vom Betreiber unserer letzten Bootstour zu Verfügung gestellten Preisnachlasscoupons. Der Film ist wirklich nett anzuschauen und wir überlegen uns, dass wir unbedingt einen Helikopter nebst Führerschein anschaffen sollten, um auch einmal stilvoll über das Fjordland zu fliegen.

Zurück in der Realität merken wir schnell, wie übersichtlich andere Sehenswürdigkeiten in Te Anau gestreut sind. Um sich ein Bild davon zu machen, sieht man auf den folgenden Bildern einmal den See an dem die Stadt gelegen ist, sowie die meiner Meinung nach größte Sehenswürdigkeit. Eine Riesenforelle an der man sich für nur zwei Dollar fotografieren lassen kann. Wir hatten leider gerade kein Kleingeld, weswegen wir leider improvisieren mussten.

Lake Te Anau

Mein grösster Fang

Eine kleine Spritztour zum örtlichen Department Of Conservation (DOC) Büro soll Klarheit über eventuelle Wanderungen in der Umgebung bringen. Schnell merken wir das man DOC in Te Anau auf keinen Fall mit „Department of Conversation“ verwechseln sollte. Wir interessieren uns für eine Mehrtageswanderung. Den Kepler Track oder den Milford Sound Track. Da gerade die Nebensaison begonnen hat sollte sich das als schwierig erweisen. Hütten werden nicht mehr mit Gas und Co. versorgt und Wanderer im Bezug auf ihre Wandererfahrungen interviewt. Die nette Dame am Schalter könnte in ihrem vorigen Leben ein Wachhund gewesen sein. Vielleicht ein Schnautzer. Jedenfalls das Schnautzen hat sie nicht verlernt. Fragen ob in den nächsten Tagen mit viel Regen zu rechnen ist werden mit: „Wir sind hier im Regenwald, also nehme ich an das es hier immer VIEL regnet“ beantwortet. Auch tritt mit der Nebensaison augenblicklich der Winter vollkommen ein. Ein besser koordiniertes Management ist mir nicht bekannt.

Wir beschließen das Ganze zu verschieben. Der Frühling ist vielleicht zum Wandern auch nicht allzu schlecht. Nach einer Nacht auf dem Campingplatz geht es morgens weiter. Wir freuen uns auf die Weiterfahrt, denn das Örtchen scheint bereits in den Winterschlaf gefallen zu sein. Nächster Halt, Mavora Lakes. Die Mavora Lakes bestehen mehr oder weniger aus zwei Seen die „bequem“ über eine ca. 35 km lange, unasphaltierte Straße erreicht werden kann. Das heutige Highlight nach ungefähr der Hälfte des Weges: Schnee.

Was solls, wenn man schon mal da ist kann man ja auch genau so gut einen Tee genießen. Klar, bei gefühlter Windstärke 12, Schnee im Nacken und keiner Menschenseele weit und breit kommt da vielleicht bei so manchem Missmut auf. Aber wer will schon den ganzen Weg wegen 3 cm Schnee wieder zurück fahren … es hilft nix, die Thermounterwäsche muss ausgepackt werden. Immerhin wechseln sich Schneeschauer und Nebel mit klaren Perioden ab und wir sehen ab und zu wie es hier so aussieht.

Tee im Schnee

North Mavora Lake

Wir beschließen uns eine kleine Stelle für die Nacht zu suchen und die Gegend ein wenig zu erkunden. Und schon sind wir beim zweiten Highlight unserer kleinen Ausfahrt. Der rote Baron hat sich ’nen Schnupfen eingefangen. Anders ist es nicht zu erklären das er nicht mehr so recht anspringen mag. Ein Duzend Versuche später läuft er wieder. Allerdings eher wie ein Traktor. Wir überlegen eine Weile und entschließen uns trotzdem ein geeignetes Plätzchen zu suchen. Wir parken neben ein paar netten Bäumen und einer selbst gebauten Schaukel. Bevor mir wieder Fragen kommen eins vorweg: Natürlich war ich mir nicht zu Schade diese gleich auszuprobieren. Man muss sich immer wieder beweisen das man es noch kann … Naja, soviel dazu. Folgende Bilder enthalten endlich den Beweis für alle zu Hause gebliebenen. Wie viele von euch richtig vermuteten, fallen Schneeflocken auf der Südhalbkugel von unten nach oben. Bravo.

Achtung: Schnee von unten

Kurze Schneepause

Das Abendbrot gestaltet sich an diesem Abend schwieriger als vermutet. Nudeln mit Tomatensoße dauern fast zwei Stunden. Wie sollte man auch ahnen das unser 4000 Watt starker, einflammiger Gaskocher in der Kälte schlapp macht. Kurz nach Kochbeginn nehme ich den Dauerposten an der Minigasflasche in Haarspraygröße ein. Ich „puste“ warme Luft und hoffe auf das Beste. Babs betreibt Recycling mit dem Nudelwasser und füllt es in eine unserer Wärmflaschen. Den treuen Begleitern jedes waschechten Outdoor-Freaks.

2 Stunden kochen, 10 Minuten genießen

Die Nacht war kühl mit leichtem Frost am ganzen Körper. Wir brechen mir Eiszapfen aus dem Bart und kochen uns einen Kaffee daraus. Der Kocher ist leider immer noch nicht bereit schneller zu kochen.

Rotkäppchen im Schnee

Nach dem Frühstück beschließen wir das einzig Richtige zu tun: Wir bauen einen Schneemann.

Es lebe der Schneemann

Tada!

Wir opfern eine Möhre und machen uns auf den Weiterweg. Das heißt Babs und ich machen uns geistig auf den Weiterweg. Der Rote Baron bleibt stehen. Der Schnupfen war wohl zu heftig. Er rührt sich nicht. Eine halbe Stunde wird alles probiert was der Hobbymechaniker aufzubieten hat. Nichts. Zum Glück fährt just in diesem Moment ein Jeep der einzigen Straße hier entlang. Eine Familie auf Picknick Suche. Das müssen wir ihnen leider teilweise ausreden. Nach einigen erfolglosen Versuchen den Van durch „anziehen“ zu starten beschließt dieser in Form von Fehlzündungen wild um sich zu schießen.

Da wurden wir wohl beide abgeschleppt

Das Ende vom Lied ist die Rückfahrt nach Te Anau. Wunderbar. Es ist Samstag und die Werkstatt ist zu. Wir suchen uns ein überschaubare Unterkunft und freuen uns auf weitere zwei Tage in der Partyhauptstadt des Süd-Westens…

Bis die Tage,

die Rumtreiber

Oktober 11, 2008

Babs, Nils und das zweifelhafte Geräusch … Cruising im Doubtful Sound

Category: Southland – Nils-&-Babs 7:46 am

Wenn es um zweifelhafte Geräusche auf Reisen geht, dann handelt es sich dabei zumeist um Geräusche durch Hülsenfrüchte, wilde Tiere oder den Wind. Anders ergeht es einem da im Fjordland National Park, einem wilden und teilweise unberührtem Teil der südlichen Insel Neuseelands. Dort haben die Götter oder auch die Natur (genaues weiß man nicht) eine wundervolle Landschaft geprägt, durch eine Vielzahl von Fjorden (Sounds). Der allseits beliebte Kapitän Cook befand bei einer seiner Reisen, dass das vor ihm liegende Fjord möglicherweise nicht genug Wind bietet, um sein Schiff wieder hinaus auf das Meer zu tragen. Deshalb entschloss er sich diese Gegend als „zweifelhaft“ oder „trügerisch“ zu titulieren. Daraufhin beschloss er, sich und seiner Mannschaft keiner Gefahr auszusetzen und nicht hinein zu segeln.

Viele Jahre später entschlossen sich zwei Jungreisende, die Herausforderung zu akzeptieren und sich in das trügerische Fjord zu begeben. Vielleicht hat ihnen die Tourismusindustrie ein wenig den Weg dahin geebnet, aber auch das weiß man nicht genau. Gewiss ist nur das, zur Zeit der Reise im Mai 2008, einige vergünstigte Winterangebote ausschlaggebend für den Antritt der Reise waren.

Ein wolkenverhangener Morgen im Mai. Das kleine Städtchen Manapouri liegt am gleichnamigen See und zeigt sich verregnet und grau. Auf an Board des kleinen Schiffchens das uns über den See fahren wird.

Lake Manapouri

Langsam graut es uns …

Viele andere Touristen finden sich hier. Der Grund wird jedem schnell klar. Es gibt kostenlosen Kaffee und Tee. Wow. Wir können nicht anders und trinken uns voll bis zur Blasenüberdehnung. Klar das man so mitten im Futter- bzw. Kaffeeneid nicht so leicht locker lässt.

Auf der Kaffeefahrt …

Am anderen Ende des Sees angekommen geht es auf traditionellen Pfaden weiter. Wie schon hunderte Jahre zuvor die ersten Entdecker, besteigen wir einen Reisebus und bahnen uns den Weg durch den (fast) unberührten Dschungel. Der Weg führt durch Busch und Wald und gibt schließlich erste Blicke auf den Fjord frei.

Entdecker im Grünen

Der windstille Fjord

Und schließlich ist es da. Unser Schiff die „Fjordland Navigator“. Mit ihr wollen wir das Fjord erkunden und die Nacht bei gediegenem Inklusivessen verbringen. Erste Schritte führen uns in die Kajüte. Platz für vier und Doppelstockromantik. Was will man mehr.

Meine Güte, die Kajüte!

Die Seesäcke werden verstaut und wir setzen uns in Bewegung Richtung offene See. Der Himmel ist immer noch wolkenverhangen, doch für mich tut er sich bereits auf. Es gibt Muffins. So viele man essen kann … ich beschließe sogleich, mein Maximum heraus zu finden. Es folgen einige schöne Momente voller Muffins und beeindruckender Landschaft, während wir uns in einen Seitenarm begeben. Dort wollen wir uns wagemutig in die Beiboote begeben, um das umliegende Land zu erkunden ( = Auf zur Kanu-Gruppenfahrt).

Im Doubtful Sound

…immer noch

Kapitän Cooks ganzer Stolz

Ran an die Boote!

Damit wir uns perfekt in die Umgebung eingliedern (Tarnung etc.) , werden wir mit höchst farbenfrohen Booten nebst Zubehör ausgestattet. Ich bin mir ganz sicher das uns nun die ganzen Delphine die hier leben finden und begleiten werden. Ein Trugschluss.

Nils im Tarnboot

So sieht man den Fjord aus der Babsperspektive

Wir düsen durch den Fjord und demonstrieren beispielhaft, wie man sich mit den kleinen Paddeln ausreichend nass macht. Endlich schaffe auch ich es, das Kanu in den Griff zu bekommen. Wir sind voller Freude und … kehren mit den Anderen zum Schiff zurück. Zeit aufzuhören.

Die Fjordland Navigator

Wir fahren hinaus auf das Meer und sehen Robben und andere kleine Freunde auf den Inseln vor uns. Schließlich zeigt sich die Sonne doch noch kurz, bevor sie sich entschließt ein Bad im Meer zu nehmen.

Sonnenuntergang …

… soooo schöööön

Uns erwartet ein riesiges Abendessen und eine gute Flasche Wein. Die Band spielt unser Lied und wir schwelgen im besten Outfit über den Parkettboden und der … nagut, die Band war vom Band, unser Outfit war das eines Rumtreibers und ja, der Parkettboden wurde vor Zeiten gegen Teppich getauscht. Was soll’s, wir finden es schön und kuscheln uns in die Kojen. Wo wir wieder beim Anfang der Geschichte währen. Der Begriff Kojen erinnert mich dann doch eher an Geschichten mit merkwürdigen Geräuschen durch Hülsenfrüchte …

Ein früher Morgen mit waschechtem Seemannsfrühstück erwartet uns. Wecken sieben Uhr. Unsere absolute Lieblingsaufstehzeit … Zumindest gabs eine noch junge Sonne und die Aussicht auf kleine Delphine am Morgen. Außerdem mit von der Partie: der kostenlose Kaffee! Juhu, dann mal los.

Der frühe Vogel …

…trinkt den Gratiskaffee

Der Regen der vergangenen Tage bescherte der Region eine Vielzahl kleiner Wasserfälle. Viel zum angucken also. Und endlich war es dann auch soweit. Eine Gruppe Bottle-Nose-Delphine begleitete uns und sprang vergnügt in den Bugwellen des Schiffes. Fast noch besser als die vielen Muffins.

Wenn der mal nicht am grinsen ist!

Ob der grinst weiß man nicht so genau…

Am Ende stand noch der Versuch, mal so richtig davon zu segeln. Ohne Motoren ging es auf zum Sound of Silence. Das ist in diesem Fall kein Song von Simon and Garfunkel, sondern völlige Ruhe in einem der Seitenarme des Fjords.

Wir segeln

Und schon gehts wieder nach “Hause”

Zurück im Naturhafen bestiegen wir wieder unseren Bus und kehrten auf altbekannten Wegen in die Zivilisation zurück. Natürlich nicht ohne vorher noch … genau ihr habt es erraten … einen letzten kostenlosen Kaffee zu trinken 😉

Käffchen

Alles in allem können wir sagen, hätte Kapitän Cook einen Dieselmotor gehabt, hätte er es sicher auch geschafft, mal ins Fjord zu schauen. So blieb uns die Ehre, die Gegend zu entdecken. Auch wenn am Ende natürlich schon der Ein oder Andere vor uns da gewesen ist.

Fröhliches rumtreiben … eure Rumtreiber.