Die Rumtreiber – Am anderen Ende der Welt


Januar 19, 2009

Bula Fiji – die Rumtreiber taucher unter

Category: Auf nach Fiji – Nils-&-Babs 5:06 am


Bula Fiji!

Bula Fiji!

Während sich auf der Nordhalbkugel der Sommer/Herbst von seiner schönsten Seite zeigt, wird Neuseeland ja bekanntlich fest vom Winter beherrscht. Sibirische Temperaturen von sechs bis zehn Grad Celsius zwingen uns zum tragen von Jacken. Da kommt man natürlich als waschechter Rumtreiber ins Grübeln. Die Schafe haben es schön warm, klar sie verlassen sich da ganz auf ihr Wolloutfit. Viel wichtiger ist doch aber die Frage die uns beim Sonntagsfrühstück beschäftigt: Wie sieht es eigentlich auf den Pazifischen Inseln aus? Gibt es auf Samoa, Vanu Vatu, und Fiji vielleicht auch Schäfchen? Am besten finden wir das mal eben heraus.

Hier also die kurze Geschichte vom Urlaub im Urlaub. Auf nach Fiji!

Unser Flug bringt uns nach kurzen drei Stunden in die Stadt Nandi auf Fiji. Der erste Eindruck … waaaaaarm. Der zweite Eindruck … jeder, ja wirklich jeder wird uns in den nächsten Tagen mit einem freundlichen „Bula“ begrüßen, gern auch mehrfach, nur um sicher zu gehen. Wir tauschen Wanderstiefel gegen Flip Flops und das übergeworfene Schaffell gegen ein einfaches T-Shirt. Am Flughafen warten schon die viele Bus- und Taxishuttles. Auf in die City! Wir entscheiden uns für die lokale Variante des Transports: laufen und Oben-Ohne-Bus … wesentlich besser für unser Budget. Leider sind im Oben-Ohne-Bus nicht unbedingt barbusige Damen zu bestaunen wie ich schnell feststellen muss. Es fehlen lediglich alle Fenster und man hat dadurch ein schönes Cabrio-Gefühl. Die Haltewunschtasten wurden durch eine umweltfreundliche Variante ersetzt: Einen Strick mit Glöckchen. Die meiste Zeit können wir den Ausblick auf dem Weg durch die Stadt genießen, bis auf die Momente an denen unser Auspuff so viel Rauch erzeugt, wie man ihn sonst nur im Räucherofen findet.

Wir kaufen uns die seit langer Zeit leckersten Früchte in der Markthalle und machen uns auf dem Weg zu einem Jahrmarkt. Der Jahrmarkt bietet gleich mehrere Überraschungen. Wir sind die einzigen Besucher die nicht aus Fiji stammen so scheint es, dementsprechend haben wir keine Probleme uns endlich einmal aus der Masse hervor zu heben. Als wir uns an einem Stand etwas zu essen kaufen (was wir glauben Nudeln mit Gemüse waren) werden wir zweimal ungläubig gefragt ob wir das wirklich möchten … hmmm … so langsam weiß ich das auch nicht mehr. Aber hey, war super lecker, wer stellt da Fragen. Auf die Fahrgeschäfte verzichten wir, auch wenn uns ein Hauch von Nostalgie entgegen schlägt.

Nandi Fair

Nandi Fair 2

Aber genug von der Stadt. Time to get funky. Wir besteigen einen Katamaran und düsen in Richtung einer der vielen kleinen Inseln des Archipels.

Next Stop: Malolo

Nächster Stopp: Malolo Island. Dort wartet das kleine Ressort „Funky Fish“ auf uns.

Funky Fish Resort

Funky Fish Resort 2

Unsere Behausung für die nächsten Tage: eine kleine Strohhütte, verstärkt durch moderne Dachtechnik. Eine Plastikfolie. Vom Bett aus kann man sich in aller Ruhe auch das Dach von unten anschauen … hmmm ob da wohl Tiere drin leben.

Stroh-Plastik Bure

Trautes Heim

Was soll ich sagen … ja, wir teilen uns das Häuschen, besser gesagt das Dach mit kleinen Inselbewohnern. Am zweiten Tag entscheidet sich eine etwas größere Spinne unter meinem Kissen zu schlafen und in der darauf folgenden Nacht fällt ein Riesenkäfer auf uns während wir einschlafen möchten. Den kleinen Jungen der mit seiner Familie hier ist hätte das wahrscheinlich überhaupt nicht gestört. Quietschvergnügt sammelt er Spinne, Gottesanbeterin und Co. ein, um diese dann über seinen Kopf krabbeln zu lassen.

Die Insel selbst wird über ein kleines Fischerboot alle paar Tage mit Waren aller Art versorgt. Den Strom liefert ein Stromgenerator, der allerdings abends abgeschaltet wird. Wer nicht nur am Pool liegen mag kann sich mit einem der vielen Kanus die Zeit vertreiben und Inselerkunder spielen. Wer keine Angst vorm verloren gehen hat kann die Insel auch zu Fuß erkunden.

Mit dem Kanu um die Welt

…und zurück

Das Personal zählt auf jeden Fall zu den freundlichsten Menschen denen man begegnen kann. Immer bereit für einen Plausch oder einem zu zeigen, wie man sich am besten eine Kokosnuss vom Baum stibitzt oder einen Fisch mit einer kleinen Harpune, bestehend aus Metallhaken und Schnippgummi, erlegt. Auch kann man jederzeit sein Zahnweißlächeln vergleichen oder die besten Orte für den Sonnenuntergang erfahren.

Das Lächeln verblasst von links nach rechts

Sundown auf Malolo

Da es sich morgens mit 30 Grad nicht mehr wirklich angenehm schlafen lässt, ist es nur halb so schlimm, um 7:00 Uhr aufzustehen und wenig später in ein kleines Tauchboot zu steigen. Wir machen einen Tauchkurs. Das bedeutet die ersten Tage früh aufstehen und Theorie lernen oder im Pool üben. Das trifft sich eigentlich ganz gut wenn es draußen so gar nicht mehr sonnig ist. Unsere Gruppe besteht nur aus insgesamt drei Leuten, sodass wir die meiste Zeit der Trainingseinheiten direkt im Meer verbringen.

Es gießt …

Unser Afro-Tauchlehrer

Unser Tauchlehrer zeigt uns einige der schönsten Tauchreviere der Gegend. Er trägt einen stilechten Afrohaarschnitt und besitzt die dazu passende „Lime“ Stimmung. Beim Anblick von Nemo nebst Freunden kennt auch Babs kein Halten mehr und verbraucht schon beim ersten längeren Tauchgang alle Bilder der Einwegkamera. Nun haben wir auch endlich eine ansehnliche Kollektion von Daumenaufnahmen oder meinem Hintern im Neoprenanzug.

Suchbild: Wo versteckt sich der Tauchlehrer?

v.l.n.r.: Fischchen, Finger

Ein faltiger Hintern im Neoprenanzug

Halber Nils, halber Felsen

Wir haben ca. eine Million kleiner und großer Fische, eine Seeschlange und eine Herde wilder Schnorcheltouristen aus 20m Tiefe bestaunen können. Einfach spektakulär diese vielen unterschiedlich großen Leute in Badebekleidung von schimmerndster Farbenpracht zu erleben. Wie sie sich tummeln und versuchen, einem Perlentaucher gleich, auf unsere Tiefe zu tauchen um dann nach einigen Metern panikartig wieder aufzutauchen. Dank unserem englischen Mittaucher wissen wir nun auch, dass auch kleine Fische mies sein können, wenn es darum geht ein unter Wasser aufgeschlagenes Knie anzuknabbern. Natürlich haben wir auch gelernt, dass kleine Anemonenfische nur ungern aus ihrem zu Hause schwimmen und wie wir mit kleinen Luftblasen eine kleine Wolke von Fischen anlocken können. Nach vier Tagen ist unser Ausflug in die weite See dann aber schon passee und wir wenden uns eine neuen Insel zu.

Ja, so dolle sieht man unter Umständen nach dem Tauchen aus

Ein kleines Fischerboot bringt uns bis zum nächsten Wassertaxi. Unser Ziel ist die Insel Mana.

Mana Island

Jene outed sich als waschechter Inseltraum nebst Strohschirm und Kokosnusspalme am Meer. Bei unserer Ankunft gibt es zur Freude aller Pauschaltouristen auch gleich pazifische Rhythmen vom hoteleigenen Musikantenstadl.

Kokospalmendekadenz

Kokospalmendekadenz auch für die Babs

Wir beschließen den höchsten Punkt der Insel zu erklimmen, um die Aussicht auf die Inselwelt rund um uns und auf die kleinen Piraten der Lüfte zu genießen. Diese kleinen Piraten sind die hiesigen Flughunde. Flattern wild umher, machen viel Radau aber trauen sich eigentlich nie von ihren Palmen herunter.

Babs am Ausguck

Unser persönlicher Flughund Waldi

Um den Kitsch des Augenblicks noch etwas aufzuwerten fehlen eigentlich nur zwei Dinge: Blume im Haar der Frau und Kokosnuss im Mund des Mannes, während man sich Getränke der Kategorie „Strohhalm Only“ zu Gemüte führt. Voila, wir haben das Ganze einmal kurzerhand beispielhaft inszeniert.

Die Blume harmoniert wunderbar mit dem gelben Getränk

Die Kokosnuss harmoniert einfach mit Allem

Unweit der kleinen Bar führt uns der Strand vorbei an einer kleinen Siedlung. Die letzten Fischerboote werden festgemacht und der Strand wird zur Spielwiese der umher stromernden Hunde. Dabei hatte es einer der Knaben ganz auf meine FlipFlops abgesehen. Damit hat er nun wirklich Geschmack bewiesen. Braun hätte ihm gut gestanden.

Rumtreiber unter sich

…Punkt 6 sind alle Touristen am Buffet

Die nächsten Tage wird die Insel erkundet. Immerhin gibt es einige Dörfer, etwas Wald und viel viel Küste zu entdecken. Mitten im Dickicht findet sich sogar eine kleine Kapelle für Heiratswütige.

Ein Mädel steht im Walde …

Unterwegs muss man sich allerdings unbedingt das Schlendern angewöhnen. Das macht hier jeder und nicht ohne Grund. Jede schnellere Bewegung bringt einen zum Schmelzen. Um zu wissen wie sich wahres Schlendern anfühlt muss man einfach nur folgendes tun. Man läuft in einer Geschwindigkeit, die Passanten zweifeln lässt ob man gleich stehen bleibt oder ob man es noch gute 10 Meter mehr schafft, also ca. 1/8 der Normalgeschwindigkeit, und schwingt dennoch dabei mit den Armen bis zum Kinn. Am Besten probiert man das erstmal allein aus.

Wir schlendern also und als wir fröhlich an einer der Hütten am Strand zum Stehen kommen, wartet ein ganzer Haufen kleiner Hunde auf uns. Haufen ist dabei nicht übertrieben, denn die Mama hatte den Kleinen eine Grube im Strand gebuddelt und darin schlummern sie nun die Mittagssonne weg. Nun bin ich ja da und die Bande kann erstmal nicht weiter schlafen. Ich überlege ernsthaft ob man die wohl irgendwie im Rucksack mit nach Neuseeland rüber bekommt.

Fischen klappt nicht, aber immerhin, Hunde beißen an

Wie könnte man die schmuggeln?

Nachdem mich Babs jedoch davon abbringen konnte auch nur einen einzupacken schlenderten wir lieber „schnell“ weiter. Tatsächlich schafften wir es sogar im Schlendertempo rechtzeitig an die Westküste der Insel um ungestört von anderen Touristen einmal den Sonnenuntergang zu genießen.

Der Westen von Mana

Ich schlendere noch kurz den Strand ab …

Die einzigen Anderen an diesem Strand sind ein paar Einheimische. Ein Vater und sein Sohn üben sich im Handleinenangeln um ein zünftiges Abendbrot zu bekommen. Klar das ich mir sogleich ein paar Anglertipps abhole und endlich auch einmal die wunderbare Einstiegsfrage „Und, schon was gefangen?“ auspacken kann.

Wenn der Vater mit dem Sohne …

Wenn die Babs mit dem Nils …

An unserem Vorletzten Tag auf der Insel umrunden wir diese noch einmal ganz. Über Strände, Felsen und Hügelketten geht es durch die Küstendörfer bis hin zu den abgelegenen Orten zum Schnorcheln.

Unterwegs auf Mana Island

Während Babs wild in der Gegend herum fotografiert bleibt mir das Vergnügen, den kleinen Kofferfischen im Meer „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Dabei bekomme ich die wahnsinnig erfreuliche Gelegenheit, mal einen Riffhai aus der Nähe zu betrachten. Die sind zwar nicht allzu groß, aber mir reicht das schon. Ich entschließe mich spontan auch weiterhin, zusammen mit Babs, den Strand zu erkunden.

Ist der Hai im Wasser, ist der Nils am Strand

Was hier wohl ein Grundstück kostet?

Der letzte Tag auf Mana ist gekommen und wir fliegen zurück zur Hauptinsel von Fiji. Vom Hotel aus bringt uns ein kleiner Lastwagen zum Flugplatz von Mana. Dieser besteht aus einer kleinen Wiesenrollbahn und einem kleinen Häuschen in dem die Mitarbeiterin von Air Pacific zusammen mit ihrem Baby wartet. Auf einer alten Personenwage werden wir nebst Gepäck gewogen. Wir wollen ja nicht das die klitze kleine Maschine abstürzt. Schließlich nähert sich auch das Flugzeug und landet wackelig auf dem Acker vor uns.

Mana Flugterminal

Ein zünftiger Flugacker

Der Kapitän steigt aus und nimmt unser Gepäck persönlich in Empfang. Auch wird aufgrund der Hitze mit geöffnetem Fenster geflogen. Wir sind nur zu dritt im Flieger und hoffen das wir alles gut überstehen. Endlich fällt uns auch einmal auf, dass man nicht wirklich wissen möchte was vorn im Cockpit einer Maschine alles so vor sich geht wenn man fliegt. Um sich abzulenken schaut man am besten aus dem Fenster. Ein letzter Blick auf Mana und die vielen kleinerern Inseln auf dem Weg zurück nach Nandi.

Hier ist der Kunde noch im persönlichen Kontakt mit dem Piloten …

Mana Island

Fiji Atoll

Fiji Atoll 2

Nach der Ankunft in Nandi versuchen wir, den Weg in die Halle und zur Gepäckausgabe zu finden. Wir laufen also über das Rollfeld und durch die eine oder andere Biegung und kommen schließlich unter irgendwelchen Schranken bis hin zu unserem Gepäck. Wer hätte das Gedacht. Alles wieder gefunden. Am Ausgang des Flughafens warten wir auf unser Shuttle zum Backpacker Hostel. Und siehe da, wir bekommen zur Begrüßung endlich eine Muschelkette umgehangen. Juhu, endlich noch die nötige Portition Inselkitsch. Wenngleich auch die gute Frau die Ketten aus einer verstaubten Schublade holt und uns diese eher beiläufig in die Hand drückt. Schon bald steht auch unser Fahrer vor der Tür. Er bringt uns in guter Michael-Schuhmacher-Manier zu Mamas Tropical Resort. Mama ist die Besitzerin und ist schon etwas in die Jahre gekommen. Ihrem Appetit für Zigaretten und etwas Hochprozentigem hat das jedoch nicht geschadet. Mama kümmert sich um alle Gäste wie um ihre Kinder (so umschreibt es jedenfalls die Internetpresens). Das bedeutet das Mama auch schon mal ordentlich einen bechert mit dem der Gerade da ist. Wir beschließen den Abend ausklingen zu lassen, denn wir müssen um 6:00 Uhr zum Flughafen fahren.

Mamas Tropical Resort

Strand von Nandi

Der Morgen beginnt um halb fünf. Wir verlassen unser kleines Nebenhaus um zu Mamas Haupthaus zu gelangen. Dort hatten wir Mama gestern Abend Bescheid gegeben das wir ziemlich früh zum Flughafen müssten und sie drückte mich und hauchte mir mit viel Vodka in der Stimme entgegen, dass das überhaupt kein Problem sei. Nun ist alles Dunkel. Die Tische sind noch voller Vodka Flaschen und niemand ist in Sicht. Frühstück können wir da wohl vergessen, aber irgendwie wäre es schön bis zum Flughafen zu kommen. Das denkt sich auch ein niederländisches Pärchen das nicht vor, sondern im Haus steht. Na wenigstens können wir noch flüchten. Nach einiger Zeit klappern wir das Grundstück ab. Irgendwo muss Mama ja wohnen. Inszwischen hat auch der junge Niederländer irgendwie die Tür „geöffnet“. Babs betritt mutig irgendein Zimmer im Nebenhaus und findet dort Mama nebst dem Fahrer vom Vortag gemütlich im Bett. Sogleich ist Joe, nennen wir ihn Papa, wach und kommt mit uns nach draußen um ein Auto zu holen. Restalkohol sollte heute morgen kein Problem sein. Das von mir inzwischen am Nachbarhotel erschmeichelte Taxi muss dann also ohne uns fahren. Immerhin schafft es Mama nach einigen Minuten sogar unsere Rechnung mit uns durchzugehen bevor wir gen Flughafen düsen. Auf also, zurück in unsere alte neue Heimat Neuseeland. Weniger tropisch, aber mindestens genau so schön.

Bis die Tage,

die Rumtreiber